Die Kontrolle der Seniorenheime darf nicht zum Selbstzweck werden

Von Dr. Heinz Münzenrieder, Vorsitzender des Präsidiums der AWO Schwaben

Nur Wenige werden es wissen: Die Altenheime sind die am intensivsten überprüften sozialen Einrichtungen. Neben der staatlichen Heimaufsicht und dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) sind es gleich sechs weitere Institutionen – vom Gesundheitsamt bis zur Gewerbeaufsicht – die nach dem Rechten schauen. Und wenn der MDK zur Kontrolle eines Hauses plötzlich um ½ 9.00 Uhr morgens vor der Türe steht, wird anschließend kein Winkel des Heimes unvisitiert bleiben. Dies ein bis zwei Tage lang und mit bis zu zehn fleißigen Mitarbeitern. Und bestimmt wird meistens etwas gefunden, denn das Vorschriftengestrüpp ist bekannterweise recht dicht. Und dann gibt es – belohnend oder bestrafend – eine Benotung. Darüber wird gerade heftig diskutiert. Als Träger von 25 Seniorenheimen in Schwaben ist es uns letzthin egal, ob solche Beurteilungen verbal oder in Notenstufen erfolgen. Wichtig ist, dass dies alles in einem objektiven Verfahren geschieht und von Transparenz und Vergleichbarkeit getragen ist. Und im übrigen gilt: Die Kontrolle darf nicht zum Selbstzweck werden und man sollte auch nichts übertreiben. Jedenfalls ist hier aber ein Reformbedarf nicht von der Hand zu weisen!
Viel wichtiger ist jedoch ein anderer Aspekt: Alle, die auf der oft anstrengenden Suche nach einem Heimplatz sind, sollten sich der Mühe unterziehen, das ins Auge gefasste Haus gründlich zu begutachten, mit Bewohnern bzw. deren Angehörigen zu sprechen und die Verantwortlichen des Hauses zu kontaktieren. Auch könnte der Soziale Beratungsdienst bei der Stadt oder beim Landratsamt befragt werden. Dies alles könnte dazu führen, die Begutachtung des MDK in einem anderen Lichte erscheinen zu lassen. Wichtig ist aber auch zu wissen: In allen Heimen sind Menschen tätig und Gott sei Dank keine Maschinen. Auch Altenheime sind deshalb nicht frei von Mängeln. Da hilft keine noch so eng getaktete Überprüfung. Die ganze „Kontrollarchitektur“ darf deshalb nicht zum Maß aller Dinge werden. Dem sollten wir entgegentreten und etwas anderes in den Mittelpunkt stellen: Das kostbare Gut des Zeithabens, das in unserer materiellen Welt meist zu kurz kommt. Einem Menschen zu helfen, der Zuwendung und Hilfe braucht, ist wichtiger wie alles andere!