AWO kritisiert Sozialministerin

Der Landesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in Bayern Thomas Beyer warnt angesichts der sich weiter verschärfenden Ausbildungssituation vor einem Pflegenotstand in Bayern.

„Bei der Altenpflegeausbildung ist es fünf vor zwölf. Seit Jahren weigert sich die Bayerische Staatsregierung, die Finanzierung der Altenpflegeausbildung durch ein im Bundesrecht vorgesehenes solidarisches Finanzierungssystem, das alle Einrichtungen einbezieht, sicher zu stellen. Während andere Bundesländer wie Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg mit einem landesweiten Umlage­verfahren gute Erfahrungen machen, sperrt sich Bayern weiter. Auch die neue Sozialministerin Christine Haderthauer will den Ernst der Lage nicht erkennen. Das ist grob fahrlässiges Unterlassen gegenüber der Zukunft der pflegebedürftigen Menschen in Bayern“, kommentiert Beyer.

Bayerns AWO-Chef verweist darauf, dass nach den eigenen Angaben der Staatsregierung im gerade vorgelegten Sozialbericht in Bayern die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2010 auf 347.000 bzw. auf 417.000 bis zum Jahr 2020 ansteigen wird. Im Vergleich zum Bundesgebiet (36,8 Prozent) ist damit für Bayern (37,8 Prozent) ein überdurchschnittlicher Anstieg der Pflegebedürftigkeit zu erwarten.

Der Landespflegeausschuss Bayern hat im April 2008 festgestellt, dass in den nächsten Jahrzehnten eine Verdoppelung der Zahl der professionellen Pflegekräfte erforderlich sein wird. Dem gegenüber seien „die Schülerzahlen in der Altenpflege in Bayern stark eingebrochen. Im Schuljahr 2006/2007 hätten lediglich noch 1.401 Jugendliche die Ausbildung begonnen.

Beyer verweist darauf, dass die Haltung der Bayerischen Staatsregierung in diesem Punkt nur auf eines fixiert sei: die Ablehnung eines Umlageverfahrens. „Dabei führt die momentane Situation zu einer greifbaren Benachteiligung derjenigen Einrichtungen, die ausbilden. Die Ausbildungsvergütung wird Teil des Pflegesatzes und verteuert damit die Leistungen gerade der Heime, die sich verantwortlich verhalten und ausbilden. Die Bewohnerinnen und Bewohner und deren Angehörige zeigen leider oftmals kein Verständnis für dadurch verursachte höhere Heimkosten.“

Die Arbeiterwohlfahrt bietet derzeit in ihren rund 120 Heimen in Bayern über 440 Ausbildungsplätze im Bereich der Altenpflege an.

München, 23.02.2009