Presse-Information | Stadtbergen, 31. Jan 2023

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Schwaben und ihr Bildungswerk stehen Pate für eine unter neuen Gesichtspunkten erstellte Dokumentation, die nun im Augsburger Augustanasaal der Öffentlichkeit erstmals präsentiert wurde. Erstellt haben sie der Filmemacher Josef Pröll und die Künstlerin Monika Mendat. Rund 150 Gäste, darunter zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Religion und Zivilgesellschaft sowie aus in der Erinnerungsarbeit engagierter Institutionen, kamen zur Uraufführung.

Ließe sich der Premierenabend im Augsburger Augustanasaal auf nur zwei Kernaussagen reduzieren, dann wären es wohl diese: „Die monströse Massenvernichtung von Menschen im damaligen Konzentrationslager Auschwitz darf sich an keinem Ort dieser Welt wiederholen“ und „Auschwitz ist nicht nur eine KZ-Gedenkstätte und Symbol für den Holocaust, sondern die blühende Heimatstadt von rund 40.000 Einwohnern.“ Diese harten Gegensätze zwischen Leben und Tod, damals und heute sind in Oświęcim, wie die Stadt auf Polnisch heißt, deutlich zu spüren und liegen daher im Fokus der an Originalschauplätzen und in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau gedrehten Dokumentation namens „Heimat Auschwitz – Versuch einer Versöhnung“. Während die in Friedberg lebende Künstlerin Monika Mendat, deren eigene Wurzeln dorthin reichen, ihre Familien- mit der Weltgeschichte verknüpft, webt der Gersthofener Filmemacher Pröll Interviews mit Menschen aus nachgeborenen Generationen, darunter zahlreiche Schülerinnen und Schüler eines Auschwitz-Seminars, ein. Pröll, der selbst drei Familienmitglieder in Konzentrationslagern verlor, ist bekannt für seine eindringlichen Filme, in denen er das furchtbarste Kapitel der deutschen Geschichte aufarbeitet und für Demokratie eintritt. Und die AWO in Augsburg und Schwaben? Auch sie ist stark in der Erinnerungsarbeit engagiert insbesondere aufgrund der Verbindung über AWO-Gründer Clemens Högg und Bebo Wager, die im NS-Widerstand „ihr Leben für ein besseres Deutschland lassen mussten“, wie Bildungswerksvorsitzender Dr. Heinz Münzenrieder in seiner Einführung zum Film betonte. Axel Piper, Regionalbischof des Kirchenkreises Augsburg und Schwaben, blickte in seinem Grußwort zurück in das Jahr 1945, als die russischen Soldaten Auschwitz befreiten und ein Kameramann einprägende Bilder von ausgemergelten Menschen festhielt. Mit Verweis, dass auch die Bibel in weiten Teilen ein Erinnerungsbuch sei, stellte er fest: „Ohne Erinnerung können wir niemals Gegenwart gestalten und aufrecht in die Zukunft gehen.“ Dr. Jürgen Müller-Hohagen, Vize-Präsident der Lagergemeinschaft Dachau, sprach die besondere Leistung des Filmemachers Josef Pröll an, auch solche Themen anzugehen, die einer stärkeren gemeinsamen Auseinandersetzung benötigen.

AWO-Präsidentin Brigitte Protschka arbeitete im anschließenden Gespräch mit den beiden Filmproduzenten heraus, dass „man sich mit Auschwitz als Heimat zwar versöhnen kann, nicht aber mit den schlimmen Geschehnissen im KZ“, wie Mendat betonte. Sie berichtete zudem von den Herausforderungen der Dreharbeiten, die von Deutschland aus schwer zu planen gewesen seien, da erst das Vertrauen der polnischen Interviewpartner hergestellt werden musste. Pröll schilderte in bewegenden Worten seine Begegnung mit den Jugendlichen, die er für die Interviews gewinnen konnte. Deren Aussagen haben ihn hoffen lassen, „dass diese Menschen niemals rechtsextrem werden. „Die Demokraten in diesem Land sind in der Mehrheit und müssen es bleiben“, sagte Pröll unter großem Beifall. Und trotzdem: „Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen“, hatte der italienische Philosoph und Wissenschaftler Primo Levi, der der „Hölle Auschwitz“ entkommen konnte, nüchtern festgestellt. Unter diesem Aspekt trafen Münzenrieders Eingangsworte genau den Kern. Er sagte mit Blick in die Zukunft: „Möge dieser Film dazu beitragen, dass diese durch den persönlichen Leidensweg eines KZ-Opfers geprägte furchtbare Sicht der Dinge nie und nimmer zum Tragen kommt. Wir haben es selbst in der Hand. Das Grundgesetz und dessen Demokratieprämisse und auch unser moralischer Kompass geben uns das Werkzeug hierzu.“

Der Film ist am 5. März 2023 ab 11 Uhr im Thalia-Kino Augsburg (Obstmarkt 5) zu sehen. Anschließend findet ein Regiegespräch mit Josef Pröll und Monika Mendat statt. Reservierung über: www.lechflimmern.de