Erster Frauen-Kurzfilmtag der AWO Schwaben trifft mit Filmauswahl voll ins Schwarze: Rund 100 Gäste sind begeistert und bitten um Wiederholung.
Da stockte mal der Atem, wurde ein Taschentüchlein gezückt oder herzlich gelacht. Die Bandbreite der Gefühle beim ersten Frauen-Kurzfilmtag der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Schwaben im Annahof in Augsburg spiegelte eine gelungene Filmauswahl wider. Erwin Schletterer, langjähriger AWO-Partner und Kurator unzähliger Kurzfilmprogramme, hatte mit seiner Auswahl in Abstimmung mit den AWO-Führungsfrauen voll ins Schwarze getroffen.
„Wir wollten weg vom Image der armen, diskriminierten Frauen, hin zu einem starken Frauenbild, das Sympathie und Begeisterung weckt und den Weg für Frauen in Führungspositionen durch positive Beispiele und starke Bilder ebnet“, erklärte AWO-Präsidentin Brigitte Protschka, die sich am Ende des Tages über zahlreiche begeisterte Rückmeldungen und die Bitte um Wiederholung freuen durfte.
Gezeigt wurden acht Kurzfilme, deren Protagonistinnen durch ihre inspirierenden Lebensgeschichten überraschten, etwa als Architektin in einer von Männern dominierten Branche, als ganz auf sich allein gestellte Überlebensexpertin in der freien Wildnis oder auch als clevere Seniorin, die vollen Einsatz zeigt, um das den Berg hinabrollende Auto doch noch zu stoppen. Die bewegten Bilder verfehlten ihre Wirkung nicht. Sie lösten bei den rund 100 Personen im Publikum Staunen und angeregte Diskussionen aus.
Im Anschluss an die Filme sprach die Gleichstellungsbeauftragte der AWO Schwaben und frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Simone Strohmayr, mit Dipl. Ing. Claudia Gerstner, Innenarchitektin bdia, Heike Krebs, Koordinatorin Gender Mainstreaming bei der Gleichstellungsstelle der Stadt Augsburg, und Antonia Wendl, Verwaltungsleiterin der AWO-Fachkliniken Legau und Schönau, über Barrieren für Frauen im Beruf. Die Podiumsteilnehmerinnen zeigten Möglichkeiten auf, wie Strukturen für mehr Frauen in Führungspositionen etabliert werden können, zum Beispiel durch Führen in Teilzeit. Als weitere wichtige Ansatzpunkte für mehr Geschlechtergerechtigkeit nannten sie eine inklusive Sprache, bessere Regelungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Einbeziehung von Frauen, die Mehrfachdiskriminierung erleben, sowie die Stärkung von Frauen-Netzwerken. Strohmayr wies insbesondere auf die weiter voranzutreibende Reduzierung des Verdienstunterschieds zwischen Frauen und Männern (Gender Pay Gap) hin. „Die Lohnlücke hat sich in Bayern nur sehr schleppend von 26 Prozent im Jahr 2010 auf gerade einmal 21 Prozent im vergangenen Jahr geschlossen. Damit ist der Gender Pay Gap im Freistaat um drei Prozentpunkte größer als im bundesweiten Durchschnitt“, so Strohmayr.
Die Gleichstellungsbeauftrage sowie die Podiumsteilnehmerinnen werden sich mit Blick auf die Zukunft weiterhin für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Die gezeigten Filme seien dabei eine neue inspirierende Motivation. Zudem werden sie die bisher bereits erfahrene große Solidarität unter den Frauen aus dem eigenen Umfeld nutzen. „Das ist ein ganz entscheidender Punkt“, stellt Brigitte Protschka fest. „Zur Lösung der großen gesellschaftlichen Probleme brauchen wir eine starke Allianz von Frauen. Es geht in Zukunft nicht mehr darum, Macht zu erringen und gegeneinander auszuspielen - wie es in patriarchalischen Strukturen häufig praktiziert wird. Es geht darum, sich gemeinsam den immensen Herausforderungen wie dem Klimawandel, pandemischen Krisen, kriegerischen Konflikten wie in der Ukraine oder Verteilungskämpfen um knappe Ressourcen zu stellen. Dazu müssen wir die Fähigkeit entwickeln, Konflikte ohne Gewalt zu lösen. Dabei sind die kommunikativen Fähigkeiten von Frauen in der Rolle von Entscheiderinnen an der Führungsspitze unverzichtbar“, ist sich die AWO-Präsidentin sicher.